Der japanische Garten by Marie Louise Fischer
Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00
'Sie scheinen Sinn für Romantik zu haben', sagte sie zum Abschluß, 'das finde ich ganz reizend.'
Tatsächlich bereute ich diese Art der Verabredung, kaum daß wir dieses Gespräch beendet hatten. Was war mir bloß eingefallen? Wieso war ich ausgerechnet auf das Max-II-Denkmal gekommen?
Erst allmählich dämmerte mir die Erkenntnis, daß ich wahrscheinlich gerade an diesen Treffpunkt gedacht hatte, weil ich mich dort als junger Mann – wie unendlich lange lag das jetzt doch zurück! – öfter mit meinen Mädchen verabredet hatte.
Am nächsten Tag sollte ich diese ganz unüberlegt getroffene Entscheidung noch weit mehr bereuen. Es regnete nämlich, nicht gerade in Strömen, aber immerhin.
Ein feiner Nieselregen ging nieder, der nur hin und wieder nachließ, wenn ein paar kräftige Windböen dazwischenfuhren. Und natürlich erschien Gunhild G. nicht zur verabredeten Zeit.
Mir war denkbar unbehaglich, und wahrscheinlich wäre ich schon nach wenigen Minuten auf und davon gewesen, wenn ich nicht gedankenloserweise meinen Chauffeur gleich fortgeschickt hätte.
Ich wartete eine gute Viertelstunde, dann wurde es mir endgültig zu dumm. Ich wollte gerade meine lächerliche rote Nelke aus dem Knopfloch ziehen und zum Taxistand hinübergehen, als Gunhild G. kam.
Ich erkannte sie sofort, und ich glaube, ich hätte sie auch dann erkannt, wenn sie keine Nelke getragen hätte.
Sie sah reizend aus.
Sie trug einen eng gegürteten Regenmantel mit passendem Regenhütchen, hohe weiße Gummistiefel an den Füßen. Der rote Regenschirm warf einen rosigen Schimmer über ihr klares Gesicht, ihre Augen strahlten mich an.
Sofort vergaß ich allen Ärger, all die bösen Worte, die ich mir während der unglückseligen Wartezeit zurechtgelegt hatte.
Sie reichte mir unbefangen die Hand – eine warme feste Hand mit sympathischem Druck –, und ich muß ehrlich sagen, daß sie es war und nicht ich, die das Kunststück fertig brachte, uns rasch über die Verlegenheit der ersten Minuten hinwegzubringen.
Sie gestand, daß sie noch nicht zu Abend gegessen hatte, und wir entschlossen uns, ein Stück die Maximilianstraße hinaufzugehen und im Restaurant ›Kanne‹ einzukehren. Man kennt mich dort und begrüßte mich entsprechend.
Ich war froh, daß Gunhild G. auch, nachdem sie Mantel und Hut abgelegt und die Schuhe gewechselt hatte, einen durchaus repräsentablen Eindruck machte.
Ich bestellte das Essen – Rehrücken mit Preiselbeeren – und einen guten Wein. Während des Wartens rauchten wir eine Zigarette.
Nachher stellte ich befriedigt fest, daß Gunhild G. mit Appetit aß, aber ohne Gier, daß ihre Tischmanieren nichts zu wünschen übrig ließen.
Verständlicherweise plauderten wir anfangs nur über allgemeine Themen, versuchten sozusagen, Tuchfühlung miteinander zu bekommen.
Aber überraschend schnell, zwischen Hauptgang und Dessert, wurde das Gespräch persönlicher, Gunhild G. erzählte mir von ihrer mißglückten Ehe.
Gunhild G. hatte einen zehn Jahre älteren Ingenieur geheiratet, einen gutaussehenden, erfolgreichen Mann. Für sie sei es, so bekannte sie ohne Sentimentalität, die große Liebe gewesen, wenn sie auch inzwischen hatte erkennen müssen, daß sie das Opfer einer Illusion geworden sei.
Herr R. – Gunhild hatte nach ihrer Scheidung wieder ihren Mädchennamen angenommen – wünschte sich Kinder. Auch sie selber hatte sich nach Mutterschaft gesehnt. Beide waren überglücklich gewesen, daß sich nach fünfmonatiger Ehe die ersten Zeichen einer Schwangerschaft einsteiiten.
Herr R. hatte verlangt, daß seine Frau sofort ihren Beruf aufgeben sollte, aber sie konnte sich nicht dazu entschließen.
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